TOMORROW 16 / 2001  Rubrik: INTERNET



INTERNET

Steinhöfel: Das sind ja Stimmen der Medien. Einen Webauftritt habe ich, weil jeder, der was auf sich hält, heutzutage eine Homepage hat. Wenn man mal mehr, mal weniger in der Öffentlichkeit steht, wird einfach erwartet, dass man eine Website hat - die ist ja heutzutage sogar bei Privatpersonen gang und gäbe. Eine Homepage gehört heute einfach zur Selbstdarstellung dazu. Genauso wie ein Telefon oder ein Büro, so hat man auch eine Website oder eine Pressemappe.
Was passiert, wenn Sie gegen Ernst August kein Recht in der letzten Instanz bekommen? Lassen Sie dann die Promi-Fotos auf Ihrer Hompage raus?

 

"Ich würde Ernst
August gern mal
kennen lernen -
möglichst in einem
Boxring. Zwei Run-
den hält er gegen
mich vielleicht durch
- aber nur, wenn er
schnell laufen kann"

Steinhöfel: Keineswegs. Was ich da gemacht habe, ist ja die unveränderte Wiedergabe einer redaktionellen Seite aus dem "Playboy", auf der ich einen Fragebogen beantworte. Auf dieser Seite befindet sich u.a. die Frage: Wen hätten Sie gern als Mandanten? Dazu vier Fotos von Personen mit anwaltlichem Beratungsbedarf, eine Person sollte ich ankreuzen. Also Ernst August wegen seiner verschiedenen bekannten strafrechtlichen Delikte, Semmelrogge kam gerade aus dem Gefängnis, Kanther wegen der Spendenaffäre. Ich habe Puff Daddy angekreuzt. Das habe ich auf der Hompage eins zu eins wiedergegeben. Ernst August habe ich da nicht reingebracht, die Frage war eine Vorgabe des "Playboy". Mich persönlich interessiert diese Dampfnase überhaupt nicht. Sollte das beim Verfassungsgericht rechtskräftig werden, bis zu dem ich im Notfall zu gehen gedenke, dann wäre das absurd. Ich habe jetzt Ernst Augusts Bildchen herausgenommen und durch einen Schirm ersetzt. Der Mann hat, glaube ich, mit seinen strafrechtlichen Entgleisungen und seiner Alkoholkrankheit - er
Steile
Karriere
JOACHIM
N.
STEINHÖFEL

Geb.: 26.07.1962 in
Hamburg. 1998: Abitur.
WM-Teilnehmer beim Segel, studierte Jura.
Während des Studiums
Radiosprecher bei RSH
("Shampoo"), später RTL-
Moderator ("Kreuzfeuer").
1988: Staatsexamen.
1989: eigene Anwaltskanzlei.
Im Wettbewerbsrecht gewinnt er große
Prozesse und Media Markt
sowie Saturn als Kunden.
www.steinhoefel.de


soll sich ja öfter in Sanatorien aufhalten - genug zu tun. Wenn er mir über den Weg läuft und mich angreift, wird er mit einem Boxhieb zu Boden geschickt, ansonsten kann er mir gestohlen bleiben.
Sind die Gerichte vielleicht noch etwas unbedarft oder ungeübt im Umgang mit den neuen E-Medien?
Steinhöfel: Die Entscheidung in meinem Fall müsste im Ergebnis genauso ausfallen, als ginge es um eine Pressemappe. Ein neues Medium wie das Internet wirft aber neue Rechtsfragen auf. Und da müssen sich alle - sowohl der Anwalt als auch der Nutzer und auch die Gerichte - langsam dem Problem nähern. Dass da Fehlentscheidungen fallen, ist auch ohne Internet öfter zu beobachten.
Vergleichen Sie sich mal mit dem berühmtesten aller deutschen Anwälte, mit TV-Anwalt Manfred Krug, "Liebling Kreuzberg".
Steinhöfel: Ich würde niemals wie Krug für einen Ex-Monopolisten Werbung machen. Für eines der miserabelsten Unternehmen, das es in Deutschland gibt, wo sowohl die Werbefigur als auch der Vorstandsvorsitzende eine Pflaume ist. Das sieht man auch im Aktienkurs. Wenn ich Krug wäre, dann hätte ich nie so einen megapeinlichen Spot gemacht wie den gegen MobilCom. Das war seitens der Telekom die Inkarnation der Hilflosigkeit.
Und nun vergleichen Sie bitte den Media Markt mit TOMORROW.
Steinhöfel: Bei TOMORROW lese ich das, was ich im Media Markt kaufen kann. Es gibt z.B. nichts Bequemeres, als TOMORROW zu lesen und - da knapp und bündig auf den Punkt gebracht - dann zu wissen, was es Neues auf der CeBIT gibt, was man nutzen kann und was sinnlos ist.
Gut, das wir verglichen haben ....

Interview: Wolf Berg
Auch verbal schlagkräftig: Steinhöfel mit Redakteur Wolf Berg (l.)

Fotos: Ute Hermdorff/TOMORROW

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